Te Mata Estate: Elston Chardonnay Hawkes Bay 2019

Die Fermentierung dieses Chardonnays aus einem der bekanntesten Weingüter Neuseelands geschieht in einer Mischung aus neuen und gebrauchten französischen Eichenfässern. Für den Reifeprozess verbringen die gepressten und handgeernteten Trauben dann weitere 10 Monate in Barriques – was man merkt (siehe unten), aber keinesfalls im Vordergrund steht.

Te Mata Estate wurde 1854 von einem englischen Einwanderer, John Chambers, als Pferdezuchtbetrieb und Bauernhof gegründet. Sein dritter Sohn Bernard hatte 1892 nach einem Frankreich-Besuch die Idee, auf ein paar Hügeln des Guts Chardonnay, Cabernet und Pinot Noir anzubauen. Noch heute werden an den gleichen drei Weinbergen Reben gepflegt und Wein produziert – unterdessen im Besitz der Familien Buck und Morris. 1896 wurden die ersten Weine verkauft, und John Chambers war als erster in Hawke’s Bay stolzer Besitzer eines Autos. Schon 1913 war Te Mata dank Erntehelfern und eingewanderten Fachkräften aus der Schweiz, Irland, Italien, Wales und England der grösste Weinproduzent Neuseelands und überstand auch die Prohibition einigermassen schadlos. Zu den bekanntesten Produkten des Weinguts zählen heute neben diesem Chardonnay auch das rote Cuvée Coleraine (Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc – 2020er Jahrgang für CHF 90 ausverkauft). Wir haben uns den Chardonnay mit dem Wappentier des Weinguts etwas genauer angeschaut:

Traubensorte: 100% Chardonnay

Auge: klares Gelb mit grünen Reflexen

Nase: sortentypisch – leichte grüne Melonenanflüge, weisser Pfirsich, Granny Smith Äpfel, darüber leichte Holznoten

Gaumen: schöne Länge mit leicht bitter-adstringierender Säure im Abgang, viel floral-blumige Noten vorab, nicht mit Holznoten überladen, sondern nur leichte Röstaromen am Schluss – schlank und elegant

Fazit: In der Nase ruft der Te Mata die sortentypischeren Aromen in Erinnerung als dann tatsächlich im Gaumen. Deshalb sollte man ihn auch früh öffnen, gerne etwas Luft geben und keinesfalls zu kalt trinken. Er hat definitiv Lagerpotenzial, gefällt als Apérowein genauso wie als Essensbegleiter und passt auch zu einer nicht allzu schweren Zigarre hervorragend.

Kredenzen zu….
…einer Zigarre aus der Dominikanischen Republik
….einem Salat mit Pilzen
…als Begleiter zu Käse, Apéro-Häppchen, Bruschette oder allgemein salzigen Vorspeisen
…Salzwasserfischen
…nicht zu süssem Kürbisrisotto mit Lauch (Winemakers Tipp)

Trinkreife: 2022 bis 2028

Preis: im Moment Jahrgang 2019 für 35.- CHF bei Real Wines (derzeit out of stock – direkt ab Gut 2020er Jahrgang für CHF 25.-)

Bewertung nach Weingeniesser-Bewertungsskala
100er Skala: 91 / 100
Preis/Leistungsskala: 14.5 / 20 *kann man, muss man aber nicht*

Quinta da Pedra: Royal Palmeira 2016

Die Azulejos auf der Etikette des Royal Palmeira sind ein klarer Hinweis auf die Herkunft dieses Loureiros: er kommt wie die blau-weissen Keramikfliesen aus Portugal. Mit 13 Prozent Alkohol und der typischen Vinho Verde Leichtigkeit ausgestattet, passt er perfekt zu wärmeren Temperaturen und zum sommerlichen Apéro im heimischen Garten. Hinter dem unüblichen Flaschendesign steckt ein portugiesischer Geschäftsmann, der sein kreatives Talent aus der Uhrenbranche auf seine neuen Weinprojekte übertragen hat. Eher unüblich – genauso wie der Inhalt der Flasche.

Traubensorte: 100% Loureiro

Auge: mittleres Goldgelb

Nase: der erste Eindruck an der Nase besticht mit gelben Steinfrüchten, danach kommen Noten von grünen Bananen, Grapefruit und Anklänge von Ananas und Karambole

Gaumen: runder und samtiger erster Eindruck, Steinfrüchte dominieren auch hier, später folgt eine schöne crèmige Note mit einer knackigen Säure. Im Abgang Zitrusfrüchte mit einer herben Note, gefolgt von blumigen Aromen und etwas Honig.

Fazit: Ein erfrischender Apérowein mit Tiefgang, der den Sommer zurückbringt oder einläutet. Der Royal Palmeira ruft schöne Erinnerungen an die Wein- und Feriendestination Portugal wach – und er ist nur ein Beispiel von vielen spannenden autochthonen Traubensorten. Der 2016er ist momentan auf dem Höhepunkt und trinkt sich sehr schön.

Kredenzen zu….
…Muscheln
….Carabinieros (zum Beispiel hier in Lissabon: https://www.jncquoi.com)
…Apéro auf der Terrasse
…Bacalhau

Trinkreife: 2022 bis 2023

Preis: Im Moment Jahrgang 2017 für 17.50 CHF bei flaschenpost.ch

Bewertung nach Weingeniesser-Bewertungsskala
100er Skala: 90 / 100
Preis/Leistungsskala: 15.5 / 20 *Kann man, muss man aber nicht*

Château Moncontour: Tête de Cuvée Brut 2019

Weingeniesser.ch: Chateau Moncontour

Vouvray? Chenin blanc! Das schmucke Schloss auf der Etikette, das Château Moncontour im Loire-Tal, wurde ursprünglich im 15. Jahrhundert von Karl VII für seine «Dame de beauté» (sprich: Geliebte) namens Agnès Sorel errichtet. Ein paar Jahrhunderte später verfällt Honoré de Balzac dem Anblick und schreibt seiner Angebeteten Ewelina Hańska, dass das Château für ihn (und natürlich sie) bestimmt sei. Bevor er jedoch seine Finanzen geordnet und das Kaufversprechen wahrgemacht hat, stirbt er 1850. Schon damals ist Balzac nicht nur vom Aussehen des Schlosses, sondern auch von der Qualität der Trauben überzeugt («les vignes se vendront facilement»). Die Familie Feray hat mit diesem Weingut 130 Hektaren in den Appellationen Vouvray, Crémant de Loire und Touraine. Sie produzieren vorwiegend in einem zugänglichen Preissegment, das den Einstieg in die Schaumweinwelt der Traubensorte Chenin Blanc einfach macht.

Traubensorte: 100% Chenin blanc (Vouvray)

Auge: helles, sehr klares Gelb, dichte Perlage

Nase: Hefe-Noten, frisch gebackenes Brot, Aromen von gedörrten Aprikosen und gerösteten Haselnüssen

Gaumen: gelbe Steinfrüchte, gemischt mit Birnenaromen und leichten Apfelanleihen, angenehm leichte und fein-frische Perlage, runde und fruchtige Noten, leichter und eher kurzer Abgang, der aber schön von der Perlage begleitet wird

Fazit: Eine gute Wahl für alle, die einen qualitativ hochwertig produzierten Schaumwein aus Frankreich zu einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis suchen. Mit einer Erklärung zu Vouvray und mal einer anderen Traubensorte statt wie bei Champagner üblich kann der geneigte Weingeniesser zusätzlich Wissen vermitteln. Ideal als Zwischenwein – wer allerdings Länge, viel Eleganz und Komplexität sucht, ist hier falsch und hier oder hier eher richtig.

Kredenzen zu…
…einem Nachbarschaftsapéro
…einem reichhaltigen Mahl als auflockernder Zwischengangsbegleiter
– oder auch gut geeignet als Geschenk

Preis: CHF 21.- bei Reichmuth Weine

Bewertung:
100er Skala: 85 / 100
14 / 20 (*kann man, muss man aber nicht*)

Terroir al limit: Històric blanc 2018

Weingeniesser.ch: Terroir al limit

Der Münchner Quereinsteiger Dominik Huber ist Inhaber des Weinguts Terroir al limit in einem der bekanntesten Weinbaugebiete Spaniens – Priorat. Eine Zeitlang hat er für seine Weine mit einem “enfant terrible” der Szene und einem unserer Lieblingsweinproduzenten Eben Sadie zusammengearbeitet. Huber setzt komplett auf biodynamischen Anbau, Spontanvergärung und baut seit einiger Zeit seine Weine ausschliesslich in Beton aus. Ausserdem hat er in die Nachbarregion Montsant expandiert und kann dort noch etwas leichtere, alkoholärmere Varianten anbieten. Spannend übrigens auch die Aussage von Huber, dass er nicht in die Schublade der trendigen Naturweine gesteckt werden will – sondern “fine wine” anbietet und dieser auch eine Intervention nötig macht. Sicher ist, dass es nicht nur seine einfacheren Gewächse wie den Historic blanc, den wir probiert haben, sondern auch seine anspruchsvolleren Weine bereits auf viele Weinkarten von gehobenen Restaurants weltweit geschafft haben.

Traubensorte: 75% Garnacha blanca, 25% Macabeo

Auge: dunkles Goldgelb

Nase: intensive Aromen nach Gelbfrüchten und Quitte, Sherry-Noten und ein leicht “angetrockneter ” (Amarone-Style) Eindruck lösen sich im Abgang blumig auf, Aromen nach Steinen und ein Anflug von Holzlasur

Gaumen: je nach Flasche sehr unterschiedlich, im Grundzug jedoch burgundisch crèmig mit einer frischen Säure, leichten Holznoten und im Vordergrund etwas reduktive Noten, je nach Zustand der Flasche dominieren bereits ziemlich reife Aromen oder ein frisch-fruchtiger Eindruck

Fazit: Preislich könnte der Historic (wie beim Importeur Gerstl) als “Einstiegswein” gewertet werden. Wir finden: für Naturwein-Neulinge durchaus eine Möglichkeit, sich an die Eigenheiten dieser Gewächse zu gewöhnen. Einfach mal drei oder sechs Flaschen kaufen und sich bei jeder wieder überraschen lassen. Wer etwas mehr Konsistenz bevorzugt, ist hier an der falschen Adresse – von “schockierend reif” bis zu “kann man noch fünf Jahre lagern” haben wir alles erlebt. Spannung garantiert!

Kredenzen zu…
…Fisch und Krustentieren in allen Variationen
…einer Diskussion über Naturweine
…einer Degustation zum Thema “Weine von Quereinsteigern”

Trinkreife: 2022 bis 2024

Preis: derzeit Jahrgang 2019 für 24.10 CHF statt CHF 26.80 bei Gerstl

Bewertung nach Weingeniesser-Bewertungsskala:
100er Skala: 88 / 100
Preis/Leistungsskala: 14.5 / 20 – Kann man, muss man aber nicht

Tenuta di Castellaro: Bianco Pomice 2017

War es dieser Sonnenuntergang auf Lipari, der die Unternehmer Massimo Lentsch und Stefano Frattolillo 2005 dazu gebracht haben, zum grössten Weinproduzenten der Insel zu werden? Er ist auf jeden Fall der Grund, wieso die Führungen durchs Gut eine Stunde vor Sonnenuntergang beginnen. Die beiden Unternehmer haben ihre Vision einer Zero-Impact-Winery auf 2000 m2 realisiert, die Solarenergie und ein passives Wind-Kühlungssystem nutzt – und auch architektonisch einen Besuch wert ist. In der Produktion fokussieren sie auf autochthone Rebsorten wie Carricante, Moscato oder Nerello – der Malvasia kommt von einer Nachbarinsel. Dank einem wissenschaftlichen Projekt konnte sogar die vom Verschwinden bedrohte Sorte Corinto Nero wiederbelebt werden. Wir haben den «signature white» von Tenuta di Castellaro probiert – und waren durchaus angetan.

Traubensorte: 60% Malvasia, 30% Carricante, diverse autochthone Traubensorten

Auge: helles Goldgelb

Nase: Der erste Eindruck an der Nase erinnert an Stein, danach Bergamotte. Blumige Noten vermischen sich mit süsslicher Apfelaromatik und Steinobstanklängen.

Gaumen: Leicht und frisch, aber trotzdem vollmundig und kompakt. Viel grüner Apfel und Zitrusnoten, Bittermandeln und Farn. Im Abgang mineralisch-salzige Noten mit einem erstaunlich anhaltenden Finish.

Fazit: Definitiv ein schöner Apérowein, der sich auch sehr gut als Essensbegleiter kombinieren lässt. Dieser nicht alltägliche Wein nimmt einen mit auf die Reise zu den liparischen Inseln mit ihren vulkanischen Böden.

Kredenzen zu…
…Muscheln
…Fisch oder Krustentiere
…einem unbeschwerten Apéro auf der Terrasse
…mediterraner Antipastivariation

Trinkreife: 2022 bis 2024

Preis: Im Moment Jahrgang 2020 für 22.50 CHF bei flaschenpost.ch

Bewertung nach Weingeniesser-Bewertungsskala:
100er Skala: 90 / 100
Preis/Leistungsskala: 15.5 / 20 – Kann man, muss man aber nicht

Château Rollan de By 2016

Unsere traditionelle Blinddegustationsrunde mit Weinakademiker und NZZ am Sonntag-Redaktor Peter Keller stand ganz im Zeichen des Cru Bourgeois. Diese Klassifikation im Bordeaux folgt nach Grand Cru und Premier Cru. Oft stehen die Cru Bourgeois für hohe (Bordeaux)-Qualität zu einem guten Preis-/Leistungsverhältnis – genauso oft werden aber auch schon diese Weine zu einem mit dem Rest von Europa vergleichbar hohen Preis gehandelt. Wir haben in der Preiskategorie von CHF 15 bis 50 verkostet. Klarer Sieger unserer Runde war einer der bekanntesten Namen – Château Rollan de By. Die Domaine gehört zu den grösseren Weingütern im Médoc und ist dort auch als «Perle des Médoc» bekannt.

Peter Kellers Profi-Urteil zum Rollan de By ist bei NZZ Bellevue nachzulesen.

Traubensorte: 70% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon, 10% Petit Verdot

Auge: dunkles Kirschrot mit einem leichten Magenta-Einschlag

Nase: ausgeprägte Sauerkirschen, Johannisbeeren, Tabaknoten

Gaumen: leichte Röstaromen, Holznoten, dunkle fruchtig-beerige Noten, tanninreicher, weicher, runder und langer Abgang

Fazit: Ein ausgewogenes Trinkerlebnis zum fairen Preis – ein universell einsetzbarer Essensbegleiter. We like.

Kredenzen zu:
– Fleisch- und Wildgerichten mit kräftigen Saucen
– einer leichten Zigarre
– Klassiker der französischen Küche

Preis: CHF 19.39 (für 12 Flaschen) bei Daniel Vins (Jahrgang 2016 – auch Jahrgang 2019 erhältlich)

Bewertung: 92 / 100
Weingeniesser-Bewertungsskala: 17.5 / 20 Punkten – Buy, muss man getrunken haben

Salwey: Oberrotweiler Rosé vom Spätburgunder 2018

Es ist nicht das erste Mal, dass wir an dieser Stelle das Weingut Salwey im malerisch gelegenen, deutschen Weinanbaugebiet Kaiserstuhl vorstellen. Die Weiss- und Grauburgunder mit ihrer klaren, schnörkellosen und wunderbar mineralischen Stilistik zählen zu unseren Favoriten. Anlässlich einer Degustation der aktuellen Jahrgänge vor Ort haben wir – eher überraschend – einen spannenden Rosé entdeckt.
Das Familienweingut (seit 1740) wird von Konrad Salwey geführt. Produziert werden auf ca. 40 Hektar Gutsweine, Ortsweine (“RS”, Reserve Salwey) und Grosse Gewächse. Zu den bekanntesten (ersten) Lagen zählen der Oberrotweiler Henkenberg, Eichberg, Glottertäler Eichberg und der Salwey’sche Hausberg, der Kirchberg. Das Terroir ist oft vulkanischen Ursprungs (mit Tuff und Asche) oder von Lehm und Gneis geprägt.

Traubensorte: 100% Spätburgunder

Auge: für einen Rosé eher dunkles (Wild)lachrosa

Nase: Zitronenzeste, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren

Gaumen: schöne zitronig-frische Säure im Abgang, crèmiger Eindruck, fruchtbetont, reife Kirschen, Erdbeeren, Sommeraromen

Fazit: Der erste Rosé, der es bei uns ins grosse (Bordeaux-)Glas schafft – mit einer beeindruckenden Breite und Dimension, einer schönen Balance zwischen Säure und Frucht.

Kredenzen zu:
– einem sommerlichen Apéro auf der Terrasse
– einer leichten dominikanischen Zigarre
– Vorspeisen mit Meeresfrüchten

Preis: EUR 13.15 direkt ab Gut (derzeit ausverkauft) – Degustation und landschaftlich wunderschöne Anfahrt inklusive – www.salwey.de

Bewertung: 92 / 100
Weingeniesser-Bewertungsskala: 17.5 / 20 Punkten – Buy, muss man getrunken haben


Rainer Sauer: Silvaner L 2016

In der aktuellen «Peter Keller meets Weingeniesser.ch» Blinddegustation haben wir eine weisse Traubensorte zum Thema gemacht – den Silvaner. Die sieben Kandidaten (davon einer aufgrund seiner Erhältlichkeit ausser Konkurrenz) stammen wenig überraschend aus der Schweiz und aus Deutschland. Als Sieger aus vier eng beieinander liegenden Finalisten ging der Silvaner «L» vom Weingut Rainer Sauer hervor (hier im Bild der Jahrgang 2017). Dessen Weine wachsen alle in Steillagen rund um Escherndorf, zwischen zwei Main-Ufern und auf Muschelkalk und Lettenkeuper-Böden – allesamt Teil einer der bekanntesten Lagen in Franken, dem Escherndorfer Lump. Rainer Sauer und seine Frau Maria führen das Gut seit 1979, ihr Sohn Daniel Sauer ist Diplom-Oenologe und arbeitet im Familienbetrieb als Kellermeister. Von der bewirtschafteten Rebfläche entfallen 61% auf die Traubensorte Silvaner. Der «L» wird aufgrund seiner speziellen Steillage als VDP grosse Lage traditionellerweise im Bocksbeutel abgefüllt – der typischen Flaschenform in Franken für wertige bzw. grosse Gewächse, die Weinliebhaber mit traditionellen Weingestellen in den Wahnsinn treibt, sich auf dem Tisch aber sehr gut macht. Uns hat der «L» mit seinen reifen, schönen Fruchtnoten und seiner typisch fruchtig-spritzigen Ausgewogenheit überzeugt.

«Auch ein Silvaner kann ein spannender Weisswein sein» schreibt Weinakademiker und NZZ am Sonntag-Redaktor Peter Keller bei NZZ Bellevue und stellt den Silvaner L als Wein der Woche vor: https://bellevue.nzz.ch/kochen-geniessen/der-wein-der-woche-ein-spannender-silvaner-aus-franken-ld.1571965

Traubensorte:  100% Silvaner

Auge: helles Gelbgrün mit Wasserrand

Nase: Birnen, Äpfel, weisse Blüten

Gaumen: schöne zitronige Säure, mineralische Noten, viel Frucht, im Abgang trocken und mit mittellangem, saftigen Abgang

Fazit: …unserer Degustationsrunde: Silvaner ja, aber! Der Weingeniesser möge auf einen «älteren» Jahrgang setzen wie wir hier auf 2016. Nur dann können grosse Gewächse dieser Traubensorte ihr Potenzial entfalten – und können durchaus spannende Essensbegleiter oder Alleinunterhalter sein. Neben Rainer Sauer sind gute Adressen für beeindruckende Silvaner-Gewächse auch das Weingut am Stein, Max Müller oder die Klassiker aus Würzburg: Juliusspital, Bürgerspital und Hofkeller. Auf jeden Fall mal ein Ausprobieren wert – wenn es denn mal etwas anderes als immer nur Chardonnay, Sauvignon oder Pinot Grigio sein darf…

Kredenzen zu…
…unbeschwerten Gesprächen bei sommerlichen Temperaturen
…leichten Vorspeisen und Apéro-Häppchen
…als Zwischengang bzw. frische Weinpause zwischen anstrengenderen Gewächsen

Trinkreife: jetzt bis 2022

Preis: Jahrgang 2016 seit kurzem ausverkauft bzw. nur noch ab Gut für 17 Euro bei Rainer Sauer, Jahrgang 2017 für CHF 26.50 bei Boucherville

Bewertung nach Weingeniesser-Bewertungsskala: 
100er Skala: 89 / 100
Preis/Leistungsskala: 15 / 20 *kann man, muss man aber nicht*

Bernhard Huber: Müller Thurgau 2018

In dieses Weinanbaugebiet lohnt sich ein längerer Ausflug: Kaiserstuhl ist für Auge wie Gaumen ein Paradies. Sanfte, mit Weinreben terrassierte Hügel, einige der wohl besten Weingüter Deutschlands, wahlweise kombiniert mit Sterneküche oder einfach guter deutscher Hausmannkost – was will das Weingeniesserherz mehr? Das kühlere Malterdingen hat in den letzten Jahren gegenüber dem traditionell stärkeren Vogtsburg zugelegt. Das Weingut Bernhard Huber produziert dort Lagenweine, die auf der ganzen Welt einen ausgezeichneten Ruf geniessen (und nur in eingeschränkten Mengen für Privatpersonen erhältlich sind- Hauptimporteur für die Schweiz ist der Weinhändler Boucherville). Aber auch die Gutsweine können sich sehen lassen. Seit dem Tod von Bernhard Huber vor zwei Jahren wird das Weingut von Barbara und ihrem Sohn Julian Huber geführt. Bei unserer Degustation des Jahrgangs 2018 wurde bereits sichtbar, wie die neue Generation den Weinen auf unvergleichlichem Muschelkalk-Terroir eine frische Charakteristik verleiht.

Traubensorte: 100% Müller Thurgau

Auge: sehr helles Gelb mit Wasserrand

Nase: exotische Noten wie Ananas und Passionsfrucht, Feuerstein-Zältli, trockene Steine, Agrumen, Äpfel, Grasnoten

Gaumen: frische, fruchtige Säure mit lieblichen Steinobst-Noten, crèmiger und langer Abgang, trinkfreudiges Säure-Süsse-Verhältnis, leicht und fluffig am Gaumen

Fazit: Mit 12.5% der perfekte Sommerwein – mit der gewohnten Top-Qualität eines unserer liebsten Weingüter Deutschlands. Sehr beliebt unter Gastronomen.

Kredenzen zu…
…unkomplizierten Sonntagnachmittagen im Sommer
…zur Einstimmung auf weitere Weine von Bernhard Huber
…guten Gesprächen unter Weingeniessern
…Apérohäppchen oder als Zwischengang-Wein

Trinkreife: bis 2024

Erhältlich bei: EUR 9.50 direkt ab Hof – die Reise lohnt sich!

Bewertung nach Weingeniesser-Bewertungsskala: 
100er Skala: 92 / 100
Preis/Leistungsskala: 18 / 20 *strong buy, zwingend in den Keller legen*

Isabelle et Denis Pommier: Chablis 1er Cru Troesmes 2016

Das Gebiet Chablis liegt südöstlich von Paris, gleich ausserhalb von Auxerre, und ca. 470 Kilometer von Zürich entfernt. Auf einer Grösse von 15×20 Kilometer liegen Petit Chablis, Chablis, Chablis Premier Cru und Chablis Grand Cru Lagen dicht an dicht. Die Chardonnay-Trauben wachsen auf einem Tonkalkstein aus der Jura-Zeit, welcher oft für den typischen Goût nach Feuerstein oder Stahl verantwortlich gemacht wird. Wir haben einen Premier Cru Chablis vom vergleichsweise jungen Weingut von Isabelle und Denis Pommier ausprobiert. Die beiden haben sich 1990 zwei Hektar ihrer Reben in den Lagen Chablis und Petit Chablis im Familienbesitz angenommen und die bisherigen Reben, die als Traubensaft verkauft wurden, durch neue ersetzt. 2012 kamen weitere Lagen dazu, unter anderem auch das Gebiet Beauroy, wo dieser Chablis herkommt. Unterdessen bewirtschaften sie 20 Hektar und stellen laufend auf einen biodynamischen Anbau um. 2014 wurden ihre Weine erstmals biozertifiziert. Der Troesmes (ehemals Beauroy) Premier Cru stammt aus 30- bis 70-jährigem Traubengut. Der Ausbau findet gemischt im Stahltank (70%) und in Eichenfässern statt.

Traubensorte: 100% Chardonnay

Auge: helles Goldgelb

Nase: Steine, Zitrusaromen, Karambole, unreife Ananas, blumige Noten

Gaumen: eine schöne Säure folgt auf einen crèmig-trockenen Auftakt, gelbfruchtige und florale Noten, wenig und gut ausbalancierte Holz-Aromen begleiten einen langen, angenehmen Abgang

Fazit: easy drinking mit Power – der Troesmes gehört in ein grosses Glas und gefällt mit seiner Typizität und seiner unaufgeregten Kraft. Gutes Preis-/Leistungsverhältnis!

Kredenzen zu…
…Spargeln
…Coquilles St. Jacques
…Sushi
…Austern
…Pouletbrüstli vom Grill

Trinkreife: bis 2026

Erhältlich bei: Daniel Vins, CHF 26.93, Jahrgang 2017

Bewertung nach Weingeniesser-Bewertungsskala: 
100er Skala: 89 / 100
Preis/Leistungsskala: 15 / 20 *kann man, muss man aber nicht*